Viele Frauen (und einzelne Männer) verfolgen derzeit besorgt die Nachrichten, die uns aus
Nepal erreichen. Frauen, die an dem so wichtigen Theorieseminar der Weltfrauenkonferenz der
Basisfrauen teilnehmen möchten, sind besorgt über die Entwicklung und fragen sich, ob es
stattfinden wird und kann!
Nepal erlebte in den letzten Wochen landesweit Gewalt und Zerstörung. Auslöser der
landesweiten Proteste war die Abschaltung von 26 Soziale Medien Kanäle durch die
nepalesische Regierung. Sie ließ diese abschalten, weil sie sich vor Ort nicht registrieren ließen.
Aber für die jungen Menschen in Nepal sind die Sozialen Medien wichtig, sie sind auch Portale
für Arbeitssuche – auch in den Nachbarländern, Kontakt zu im Ausland arbeitenden
Familienmitglieder uvm. Deshalb ging die Generation Z auf die Straße. Die Proteste richteten
sich hauptsächlich gegen die Abschaltung der sozialen Medien, aber auch gegen die
ausufernde Korruption innerhalb der Regierung. Dass die Polizei auf Demonstranten schoss
und über 20 Menschen tötete, brachte das Fass zum Überlaufen. Die Generation Z hat sich zu
einem Aufstand gegen die Regierung versammelt, aber sie sind nicht die Urheber von
anarchistischer Gewalt und Zerstörung. Sie distanzieren sich von den Taten – die nicht in ihrem
Namen geschahen!
Wir sind direkt verbunden mit unseren Freundinnen und Gastgeberinnen in Nepal, Kathmandu.
Asienkoordinatorin Durga Paudel, Mitglied des Nationalen Vorbereitungskomitees schreibt:
„die Situation ist sehr ernst, kritisch und unnormal. Nicht nur der Premierminister ist
zurückgetreten, auch die Regierung, anarchistische Zustände verbreiten sich im Land. Viele
Regierungsgebäude, das Parlament und der oberste Gerichtshof wurden angezündet.“
Sie berichtet weiter, dass ein reaktionärer Mob Wohnhäuser linker und demokratischer Politiker
verwüstet, angezündet hat. Politiker wurden verletzt und misshandelt. Parteibüros
verschiedener Parteien wurden ebenfalls zerstört. Die Ehefrau eines Politikers starb an den
Brandverletzungen. Auch das Büro unserer Freundinnen wurde verwahrlost und Dokumente
zerstört. Schon vor Monaten berichtete Durga Paudel von Bestrebungen königstreuer Kräfte für
die Wiedereinführung der Monarchie. Der zurückgetretene Ministerpräsident Khadga Prasad
Sharma Oli war ein Verfechter der Demokratie und gegen die Monarchie. Sein Rücktritt kommt
diesen Kräfte gelegen. In dieser aufgewühlten politischen Situation wird eine Delegation des
Internationalen Organisationskomitees des Theoretischen Seminars nach Nepal reisen und sich
vor Ort mit den Vertreterinnen von 7 Parteien beraten über die Durchführung des
Theorieseminars im November.
Durga schreibt: „Jetzt, wo das Parlament aufgelöst und eine Interimsregierung eingesetzt ist,
mit Frau Sushila Karki, der ehemaligen Obersten Richterin, und ein Termin für Neuwahlen am
5. März 2026 feststeht, hat sich die Lage etwas beruhigt. Die Möglichkeit, das Theorieseminar
abzuhalten ist nicht völlig ausgeschlossen. Wir freuen uns, die Frauendelegation in Nepal
willkommen zu heißen, da dies eine wertvolle Gelegenheit für uns sein wird, alle
Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem internationalen Frauenseminar zu besprechen.“
Wir stehen sozusagen in den Startlöchern – Flüge sind gebucht – wenn unsere Freundinnen
„grünes Licht“ geben, dann werden wir euch bald allerneueste Infos senden können. Lasst uns
zusammenstehen in diesen schwierigen Zeiten, wir werden alles beraten und im Sinn des
deutschen Dichter J.W. von Goethe – „Auch aus Steinen, die im Weg liegen, kann man Schönes
bauen“ handeln.
Bis bald aus Nepal! Suse und Karola