Der 12. Frauenpolitische Ratschlag vom 1.-3.11.2019 in Erfurt war sehr erfolgreich! Er sendete ein Signal für einen breiten überparteilichen Zusammenschluss, Zusammenarbeit auf Augenhöhe und solidarischer Auseinandersetzung.
Die Eröffnung des Frauenpolitischen Ratschlags zeigte eine außergewöhnliche Bandbreite. Es wurden Grußworte vorgetragen von Vertreterinnen der Gewerkschaften Verdi und IG Metall, Vertreterinnen thüringischer Städte, des Landes Thüringen, von christlichen Frauenorganisationen, von der MLPD, der Linkspartei, der ÖDP und viele weitere (hier können alle Grußworte gelesen werden).
Anne Wilhelm vom Kämpferischen Frauenrat begrüßte außerdem Frauen aus aller Welt: Aus Bangladesch, Botswana, Nepal, Afghanistan, Bolivien, Peru, Chile, Niederlande, Marokko, Tunesien, Togo, Spanien, Türkei, Bosnien-Herzegowina, Russland, Schweden, Südkorea, Kamerun, Argentinien, Kurdistan, Iran.
Susanne Bader und Halinka Augustin, die Europakoordinatorinnen der Weltfrauenkonferenz, verkündeten, dass die nächste Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2021 in Tunesien stattfinden wird.
Anschließend begannen sieben Foren, die in diesem Jahr unter dem Motto standen „Couragierte Frauen kämpfen gegen rechte Regierungen – weltweit!“. Durch die Diskussionen zog sich ein großes Bedürfnis nach mehr Klarheit angesichts weitreichender Veränderungen auf der Welt. Viele Frauen und Mädchen machen sich Sorgen um die Zerstörung der Umwelt, Gewalt gegen Frauen, Entlassungen und Mobbing in den Betrieben, wachsender Druck auf der Arbeit, das Aufkommen von rechten und faschistischen Kräften, usw. Der Austausch in den Foren, die streitbare Auseinandersetzung und die gemeinsamen Ergebnisse waren ein Zeichen, sich in diesen Zeiten enger zusammen zu schließen und für Veränderungen aktiv zu werden. Die Ergebnisse der einzelnen Foren können hier eingesehen werden.
Mit einer kämpferischen und lauten Frauendemo zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ratschlags am 2.11. durch Erfurt. So etwas hatte die Stadt noch nicht erlebt! Diese Demonstration hat bereits Tradition und dient immer dazu, den Ratschlag in der Gastgeberstadt bekannt zu machen, sich mit der Bevölkerung vor Ort zu verbinden. Entsprechend wurde sich an Mikrofonen immer wieder an die Bevölkerung gewandt und die Anliegen des Ratschlags klar gemacht. Die Demo endete mit einer Abschlusskundgebung auf dem Anger.
Der Frauenpolitische Ratschlag bestach auch durch hochwertige Kulturbeiträge. Der Freitag Abend stand im Zeichen der Frauentalente: beim „Kessel Buntes“ traten Frauen und Mädchen mit Musik, Sketchen, Tanz, Akrobatik auf. Am Samstag Abend gab es ein Konzert mit den Bands Gehörwäsche und Los Pueblos, wo gemeinsam gefeiert und getanzt wurde.
Es folgte am Sonntag die 1. Nationale Frauenversammlung zur Vorbereitung der 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen. Die Europakoordinatorinnen im Weltfrauenprozess legten Rechenschaft über ihre Tätigkeit ab und stellten Tunesien als nächsten Ort der Weltfrauenkonferenz vor.
Ein Höhepunkt war die von sieben Frauen vorgetragene Erklärung „Es ist der kleinste, aber dringend notwendige gemeinsame Nenner“. Die Erklärung setzte ein Signal gegen die Rechtsentwicklung der Regierungen weltweit, gegen ultrareaktionäre, rassistische und faschistische Kräfte. Sie betonte, dass dagegen über Parteigrenzen hinweg zusammen gearbeitet werden muss. Entsprechend wurde sie von Vertrerinnen der SPD, Linkspartei und MLPD unterzeichnet. Die Erklärung kann hier gelesen und unterzeichnet werden.
Anschließend sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Videobotschaft von Seda. Sie war im Frühjahr von einem Stalker mit 21 Messerstichen fast umgebracht worden. Ihre Botschaft war klar und deutlich: so etwas darf keiner Frau passieren! Seda hat überlebt, weil sie gekämpft hat, aber nicht allein, sondern mit Solidarität!
In demokratischer Weise legte der alte Kämpferische Frauenrat zum Abschluss seinen Tätigkeitsbericht vor und die Kassiererin hielt ihren Kassenbericht und betonte, dass unsere finanzielle Unabhängigkeit gesichert ist.
Wir verabschiedeten Frauen, die nicht erneut für den Kämpferischen Frauenrat kandidieren und bedankten uns für die gute Zusammenarbeit und den Einsatz für die Vorbereitung und Durchführung des Ratschlags.
Die Neuwahl des Kämpferischen Frauenrats wurde ein weiterer Höhepunkt. Es entschieden sich zahlreiche Frauen und Mädchen, Verantwortung für die Frauenbewegung in Deutschland zu übernehmen. Gewählt wurden aktive Gewerkschafterinnen, Antifaschistinnen, Vertreterinnen von Migrantenorganisationen, Aktivistinnen für Umweltschutz, usw. Der Kämpferische Frauenrat zeichnet sich durch jahrzehntelange Erfahrung aus. Die Besonderheit ist, dass wir bewusst generationsübergreifend mit jungen Frauen und Mädchen zusammenarbeiten.
Wir können eine sehr positive Bilanz ziehen! Der 12. Frauenpolitische Ratschlag bewies, dass sich die seit Jahren erprobten Prinzipien unbedingt bewähren: er verwirklichte echte Überparteilichkeit, finanzielle Unabhängigkeit und Selbstorganisation. Die ganze Veranstaltung wurde durch hunderte Hände selbst organisiert und finanziert. Der Ratschlag übernahm Verantwortung für den Weltfrauenprozess und verband sich eng mit den Frauen der Welt.
Auf dieser Grundlage wird die Arbeit weiter geführt und nehmen wir Kurs auf die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Tunesien!